Sundance Pro Climate Sonnenfluid = umweltneutral?
Mit dem Pro Climate Sonnenfluid möchte die dm-Eigenmarke Sundance eine umweltneutrale* Sonnencreme fürs Gesicht und Dekolleté etablieren. Dabei besteht die Tube (ohne Verschluss) aus mindestens 70 % recyceltem Plastik, es finden sich keine synthetischen flüssigen Polymere in der Formulierung, keine Duftstoffe – bei denen viel zu oft vergessen wird, dass sie schädlich für Wasserorganismen sein können, und sie ist auch noch vegan. Außerdem wurde sie in Zusammenarbeit mit der Technischen Universität Berlin entwickelt, um eine möglichst gute Ökobilanz zu erzielen.
*Hierbei werden die Kohlenstoffdioxidemissionen, welche bei der Produktion entstehen wahrscheinlich durch Untertsützung bestimmter Projekte kompensiert. Genaue Informationen konnte ich dazu – zumindest auf der Verpackung – nirgends finden.
Inwiefern das für euch persönlich ausreicht, um ein Produkt als „umweltneutral“ einzustufen, müsst ihr wie immer für euch selbst entscheiden. Jeder Schritt ist wichtig, jedoch stellen Einzelhandelsunternehmen immense Mengen an Produkten her bei denen etliche meiner Meinung nach nicht gut durchdacht sind und für die Rohstoffe, Arbeitskraft, Transportwege usw. zur Verfügung gestellt werden müssen. In meinen Augen wäre es „umweltneutraler“, wenn die Auswahl ein wenig kleiner wäre (wie sinnvoll sind ellenlange Regale mit ähnlich formulierten Shampoos bzw. Haarspülungen in der Drogerie?) und man gezielter produzieren würde. Dennoch finde ich die Entwicklung in Richtung „Umweltfreundlichkeit“ durchaus positiv.
Leichte biologische Abbaubarkeit: was bedeutet das?
Auf der Tube findet sich noch der Hinweis, dass die Rezeptur der Sonnencreme leicht biologisch abbaubar ist. Woran denkt man da als Verbraucher*in? Wahrscheinlich an den vollständigen Abbau bzw. die Mineralisierung eines Stoffs durch Mikroorganismen. Auf der Rückseite wird jedoch angegeben, dass das Pro Climate Sonnenfluid gemäß der OECD 301 B Richtlinie gekennzeichnet wurde. Die OECD (Organisation for Economic Cooperation and Development) hat zur Evaluierung der biologischen Abbaubarkeit – auch Persistenz genannt – einige standaradisierte Testverfahren entwickelt. Diese werden hauptsächlich industriell genutzt. Im Falle der Sonnencreme wurde ein sogenannter Sturm-Test durchgeführt, welcher eine Kläranlage simulieren soll und besonders für schlecht wasserlösliche Stoffe geeignet ist. Laut der oben genannten Richtlinie darf ein Stoff bzw. Produkt als „leicht biologisch abbaubar“ bezeichnet werden, wenn der Abbaugrad nach 28 Tagen bei mindestens 60 % liegt.
Jetzt stellt sich natürlich die Frage ob die Kundschaft mit dieser Information etwas anfangen kann. Immerhin findet keine genaue Aufklärung bezüglich der Testmethode sowie der Ergebnisse statt – zumindest konnte ich nichts dazu auf der Verpackung finden. Und wie setzt man das in Relation? Wie vergleicht man andere Produkte mit eben jener Sonnencreme? Es gibt viele Stoffe, die laut OECD-Tests als leicht biologisch abbaubar eingestuft werden – ja, auch einige synthetische Filmbildner wie z. B. Baycusan®. Jedoch gibt es neben der Persistenz weitere wichtige Kategorien, welche zur Einschätzung der Umweltgefährdung einbezogen werden müssen wie z. B. Bioakkumulierbarkeit und Ökotoxizität – das natürlich unabhängig von der zu beurteilenden Produktkategorie. Deshalb sollte man sich auch hier nicht allein darauf verlassen, ähnlich wie bei der Info „dermatologisch getestet“.
Auftrag und Anwendung
Ich habe mich ganz bewusst dafür entschieden keine weiteren Produkte außer mein Gesichtswasser [Werbung] unter dem Sonnenfluid zu benutzen, um das Ergebnis möglichst wenig zu verfälschen. Da ich eine trockene Haut habe, ist es oftmals schwierig Hautpflege aufzutragen – deshalb feuchte ich sie vorher gern mit einem wässrigen Toner an, damit darauffolgende Produkte sich besser verteilen lassen.
Im Video könnt ihr sehen wie das Sundance Pro Climate Sonnenfluid sich beim Auftrag verhält,
wenn man mindestens 1 g verwendet
Inhaltsstoffe Sundance Pro Climate Sonnenfluid
Aqua, C12-15 Alkyl Benzoate, Glycerin, Ethylhexyl Salicylate (Octisalat) , Diethylamino Hydroxybenzoyl Hexyl Benzoate (Uvinul A Plus) , Octyldodecanol, Titanium Dioxide (nano) , Diethylhexyl Butamido Triazone (Uvasorb HEB) , Alcohol denat., Cetearyl Alcohol, Dibutyl Adipate, Glyceryl Stearate Citrate, Glyceryl Stearate SE, Tapioca Starch, Tocopheryl Acetate, Helianthus Annuus Seed Cera, Caprylyl Glycol, Aluminium Hydroxide, Stearic Acid, Bis-ethylhexyloxyphenol Methoxyphenyl Triazine (Tinosorb S) , Polyglyceryl-2 Sesquiisostearate, Sodium Cetearyl Sulfate, Xanthan Gum, Phenylbenzimidazole Sulfonic Acid , Acaia Senegal Gum, Scleortium Gum, Disodium EDTA, Disodium Phosphate, Caprylhydroxamic Acid, Sodium Hydroxide, Potassium Phosphate, Ascorbyl Palmitate, Tocopherol, Helianthus Annuus Seed Oil // 4,45 EUR für 100 ml // vegan // wasserfest
◉ UV-A Filter // ◉ UV-B Filter // ◉ UV-A +UV-B Filter
Der UV-B Schutz beläuft sich auf 50, während der UV-A Schutz bei mindestens 16 liegt. Das bedeutet: ca. 2 % der UV-B Strahlung und ca. 6 % der UV-A Strahlung treffen ungehindert auf die Haut.
Die Filterkombi ist recht modern und ausgewogen gewählt. Hauptsächlich wurden organische UV-Filter mit dem anorganischen Filter Titandioxid kombiniert. Octisalat (INCI: Ethylhexyl Salicylate) darf in der EU eine Konzentration von 5 % nicht überschreiten, weshalb auch der vergällte Alkohol (INCI: Alcohol denat.) keinen großen Anteil in dem Produkt einnehmen wird. Absolut großartig finde ich, dass keine reizenden Duftstoffe oder anderweitige Parfümierung beigefügt wurde. Wie Sonnencremes generell funktionieren, könnt ihr gern nochmal HIER nachlesen.
Was bedeutet “wasserfest” bei Sonnencremes?
Wasserfeste Sonnencreme muss nach 40 Minuten Aufenthalt im Wasser mindestens 50 % des ausgelobten SPFs garantieren. Das bedeutet für das Sundance Pro Climate Sonnenfluid, dass nach 40-minütigem Baden der UVB-Schutz immerhin noch einen Wert von mindestens 25 erreicht.
Fazit
Ich persönlich bin enttäuscht von dem Sonnenfluid. Es lässt sich aufgrund des extremen Pillings (zu deutsch: wenn ein Produkt fuselt bzw. Würstchen bildet) einfach nicht in der benötigten Menge auftragen (siehe obiges Video), was bei Sonnenschutzmitteln essentiell ist um den deklarierten Schutz zu erreichen. So toll ich die Formulierung finde: in der Praxis ist dieses Produkt für mich schlichtweg nicht anwendbar. Damit wird es meiner Erwartung bezüglich „Umweltneutralität“ nicht gerecht, da hier eine Sonnencreme entwickelt und produziert wurde welche für mich im Alltag absolut nicht funktioniert. Ich hätte mir so sehr ein anderes Ergebnis gewünscht!
Hier kann man das Pilling auf der Haut ganz gut erkennen