Waschstücke erfreuen sich großer Beliebtheit und sind für viele ein einfacher Weg um Plastikmüll einzusparen. Allerdings sind Seifen, feste Shampoos sowie Duschgele oftmals schwer voneinander zu unterscheiden und auch Marken sorgen mit ihren Produkten regelmäßig für Verwirrung. Warum eine Seife aber kein festes Shampoo ist, erfahrt ihr im heutigen Beitrag.
Seife, Seife was ist Seife?
Seife ist eines der ältesten Reinigungsmittel und wurde früher mithilfe einer Mischung aus Pflanzenölen, sowie Pottasche hergestellt. Heutzutage wird sie im industriellen Maßstab mittels Fettsäureverseifung produziert. Dabei werden vor allem pflanzliche Fette durch heißen Wasserdampf und unter hohem Druck in Gegenwart eines Katalysators in ihre Fettsäuren und Glycerin gespalten. Nach dem Abkühlen werden die Fettsäuren vom Glycerin getrennt und mit Natronlauge oder Natriumcarbonatlösung neutralisiert. In diesem Prozess entsteht das Alkalisalz der jeweiligen Fettsäure, ein Seifentensid.
Gängige Öle und Fette in der Seifenherstellung
Palmöl, Kokosöl, Olivenöl, Sonnenblumenöl sowie tierische Fette wie Talg und Schmalz
Wehret den Anfängen!
Es lässt sich zwar nicht abstreiten, dass Seife viele Jahre ein bewährtes Reinigungsmittel für Haut, Haar und Wäsche war aber es gab zur damaligen Zeit auch keine einzige Alternative. Leider hat Seife nämlich einige Nachteile, die wir dank des wissenschaftlichen Fortschritts mittlerweile kennen.
- Seifentenside haben ein hohes Irritationspotenzial, was u. a. mit deren Kettenlänge zusammenhängt
- reagiert in wässriger Lösung basisch und hat so nicht nur einen negativen Effekt auf unseren Säureschutzmantel, sondern auch auf bestimmte Textilien wie z. B. Wolle, Seide und Viskose
- reagiert mit den im Wasser enthaltenen Metallionen zu schwerlöslicher Kalkseife, die sich überall ablagert egal ob Waschbeckenrand, Kleidung, Waschmaschine oder Haar. Bei Textilfasern führt das auf Dauer zu einer Verhärtung und dem typischen Grauschleier.
Handtücher die oft mit Seife gewaschen werden, können Feuchtigkeit irgendwann nicht mehr so gut aufnehmen. Das liegt an der wasserabweisenden Kalkseife die sich auf den Fasern ablegt.
An diesen Bezeichnungen erkennst du Seifentenside in der INCI-Liste
Sodium Cocoate, Sodium Palmate, Sodium Tallowate, Sodium Olivate, Sodium Stearate
Was Tenside mit unserer Haut machen
A) Tensidmoleküle gelangen in die Hornschicht, binden sich an Proteine, zerstören die Lipidstrukturen und erreichen unter Umständen tiefere Schichten der Epidermis. B) Das Waschwasser spült aufgrund Anschwellung der Hornhaut und gestörter Lipidstruktur die natürlichen Feuchthaltefaktoren der Haut auf C) Entzündungsfaktoren führen zu einer gestörten Barriere D) Natürliche Funktion der Desmosomen wird gestört und führt zu Schuppenbildung
Syndets als Alternative
Nachdem die Nachteile von Seife immer mehr Gehör fanden, wurde in Deutschland während den 50er Jahren das erste seifenfreie Waschstück auf den Markt gebracht. Es sollte Nachteile der Seife bereinigen und eine hautfreundlichere Alternative darstellen.
Die Produktion der seifenfreien Waschstücke ist weitaus aufwändiger und fast dreimal so teuer als die Seifenherstellung. Im industriellen Maßstab wird die möglichst fein gemahlene Tensidbasis mit weiteren festen und flüssigen Bestandteilen zu einer homogenen Masse vermengt. Die Gewährleistung der Homogenität ist hierbei der schwierigste Part. Der über eine Strangpresse erhaltene glatte Syndetstrang wird geschnitten, in Kastenformen gepresst und nach eventueller Zwischenlagerung verpackt.
Eine weitere Möglichkeit, die auch von vielen kleinen Manufakturen genutzt wird, ist die Vermengung der pulvrigen Tenside mit warmen Wachsen, Fetten und Stärke. Diese Mischung wird händisch in Form gebracht, abgekühlt und später verpackt.
Ähnlich wie bei der Seife stellen vor allem Pflanzenöle wie Palm- und Kokosöl die Ausgangsrohstoffe für die Herstellung von synthetischen bzw. modernen Tensiden dar.
Vorteile von Syndets
- Entstehung von Kalkseife wird vermieden
- Reinigungskraft und Schaumvermögen sind nicht abhängig von der Wasserhärte
- lassen sich vom pH-Wert einstellen und somit hautfreundlicher gestalten
- sind gut kombinierbar mit unterschiedlichen Hilfsstoffen
- ein breites Spektrum an modernen Tensiden steht zur Verfügung
An diesen Bezeichnungen erkennst du synthetische/moderne Tenside in der INCI-Liste
Sodium Coco-Sulfate, Sodium Lauryl Sulfate, Sodium Cocoyl Isethionate, Disodium Lauryl Sulfosuccinate
Seife + Syndet = Combo Bar
Nun besteht auch die Möglichkeit Seifentenside mit modernen Tensiden zu mischen und ein sogenanntes Kombiwaschstück bzw. Combo Bar zu erzeugen. Der Anteil an Seife in solchen Kombiwaschstücken soll mindestens 10 % betragen. Die beigefügten Seifentenside dienen oftmals als Füllstoff oder sollen die Reinigungskraft erhöhen, können jedoch den pH-Wert des Produkts in eine hautunfreundlichere Richtung lenken. Das wohl bekannteste und älteste Combo Bar ist die Dove Beauty Cream Bar, welches in wässriger Lösung einen pH-Wert von ca. 7 aufweist.
Zusammenfassung der Vor- und Nachteile von Seife und Syndets
Seife | Syndet |
+ kostengünstig in der Herstellung | + hautfreundlichere Formulierungen möglich |
+ neigt weniger zu Versumpfung | + selbstkonservierend |
+ selbstkonservierend | + bildet keine Kalkseife aus |
– alkalischer pH-Wert ist nicht hautfreundlich | + vom pH-Wert hautfreundlich einstellbar |
– Seifentenside haben hohes Irritationspotenzial | – neigen schneller zu Versumpfung |
– bildet Kalkseife aus (vor allem in hartem Wasser) | – kostenintensivere Herstellung |
von links nach rechts: Seife, Syndet und Combo Bar
Quellen
Lehrbuch der Textilchemie: einschließlich der textilchemischen Technologie von Hermann Rath